· 

Dinge, auf die ich verzichten könnte


Dinge, auf die ich in Japan gut verzichten könnte


🎶

Gehen die Leute auf der Straße eigentlich absichtlich so langsam.

Wollen sie verhindern,

dass wir vorwärts kommen.

🎶

(Tocotronic: Gehen die Leute)


Waaaas? Es gibt Dinge in Japan, die mir nicht gefallen?

Ja, leider gibt es auch in Japan Dinge, die einen stören!

Deshalb gibt es nun neben der Liste, mit Dingen, die ich in Japan liebe, eine Liste, mit Dingen, auf die ich gut verzichten könnte.


  • Der totale Smartphone-Wahnsinn

Tja, was machen die Leute in öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn sie (wie ich geschrieben habe) so leise sind und niemanden stören wollen? Richtig, sie lesen, spielen und daddeln auf dem Smartphone

So weit, so gut – das ist kaum überraschend, auch wenn das bei den unglaublich vielen Menschen verrückt aussieht. Das Problem: In Japan hängt man leider auch beim Gehen fest am Smartphone: beim Warten auf die U-Bahn (vor jeder Türe wird hier brav eine Schlange gebildet), beim Wechseln der U-Bahn (das geht einige Gänge und Rolltreppen entlang) und leider auch während des Gehens auf der Straße oder sogar beim Fahrrad-Fahren. Das führt dazu, dass diejenigen dann langsamer gehen und verzögert reagieren. Und bei den Millionen von Menschen in Tokyo nimmt das so krasse Dimensionen an ... Und so traurig das Ganze ist – man fängt selber an, mitzumachen. Weil man sonst wahnsinnig wird, wenn man hinter anderen Leuten herläuft.


  • Zeitverschiebung

Eigentlich dachte ich die 7 oder 8 Stunden zwischen Deutschland und Japan (je nach Sommer- oder Winterzeit) sind kein Problem. Schließlich ist es in Deutschland Vormittag, wenn es in Japan Abend ist, da kann man doch gut miteinander kommunizieren. Dass aber in Deutschland vormittags niemand für mich Zeit hat und ich als Morgenmuffel um 7 Uhr morgens nicht zur Verfügung stehe, habe ich nicht bedacht. Und da es hier ab 17 Uhr dunkel wird, muss man in Deutschland früh aufstehen, wenn man mich (oder z.B. unsere Wohnung) per Video-Telefonat bei Helligkeit sehen möchte. 

Dazu kommt, dass wir komplett konträr zur amerikanischen Zeitzone wach sind. So verpasst Uli z.B. die Aktivitäten an der Börse in den USA und schafft es morgens nicht, pünktlich die Wohnung zu verlassen, weil er erstmal alles nachlesen muss.

Das "Nachlesen" (z.B. in den Sozialen Medien) finde ich eigentlich ganz angenehm. Morgens finde ich alles auf einen Schwung und weiß dann, dass bis 18 Uhr erstmal nichts mehr passiert.


  • Haltung gegenüber Ausländern

Über die abwehrende Einstellung Japans Einwanderern gegenüber und die damit verbundene erschwerte Bürokratie habe ich bereits berichtet. Aber auch im Alltag bekommt man diese Haltung immer mal wieder zu spüren. Zweimal wurde uns bereits der Zutritt zu einem Restaurant verwehrt, auch wenn wir die Gründe nicht sicher kennen. Während manche Hotels oder Bäder explizit darauf hinweisen, dass Ausländer nicht erwünscht sind, beweisen auch Schilder, wie z.B. "Foreigners are welcome", wie ungewöhnlich es hier ist, kein Japaner so sein

Für mich ist es aber auch mal eine interessante Erfahrung "Ausländer" zu sein und so etwas am eigenen Leib zu spüren. (Auch wenn wir in diesen Fällen ja wahrscheinlich einfach nur als Touris wahrgenommen wurden ...).

Diesen wenigen Ablehnungen stehen natürlich unglaublich viele positive Begegnungen gegenüber – Begegnungen mit offenen, freundlichen, hilfsbereiten Japanern!


  • Plastik-Wahnsinn

In Deutschland wurden im Supermarkt die (kostenlosen) Plastiktüten abgeschafft – in Japan wird (wenn man nicht massiv einschreitet) das Essen, das selbstverständlich in einer Plastikbox verkauft wird, in mehreren Plastik-Tüten ineinander eingepackt (hält schließlich besser), inkl. 2x Einweg-Stäbchen und 4x Servietten (natürlich alles einzeln in Plastik verpackt). Wenn man seine eigene Tasche mitbringt, wird man verwundert angesehen, schließlich könnte ja auch etwas auslaufen, deshalb sollte man doch am besten jedes Lebensmittel einzeln in eine Plastiktüte packen. Und zum Sushi muss schließlich noch ein Plastik-Kühl-Pack mit eingepackt werden. Und zum Salat das Dressing und das Topping in extra Plastik-Tütchen ... usw. Von selbst mitgebrachten Kaffee-Bechern will ich erst gar nicht anfangen, diese werden einfach nicht akzeptiert.

Die Plastik-Kultur in Japan ist enorm. Angeblich versucht man für die Olympischen Spiele das Image ein bisschen aufzubessern (hab ich gelesen) und beginnt zumindest, für Plastiktüten Geld zu verlangen. Davon hab ich aber noch nichts mitbekommen ... 


  • Japanische Spotify-Werbung

Die Spotify-Werbung (zumindest bei meiner kostenlosen Version) war ja in Deutschland schon unerträglich, aber jetzt wird mir aufgrund des ermittelten Standorts überall japanische Werbung eingespielt. Und bei Spotify ist diese wohl grundsätzlich lauter als die Musik davor und es schreien sich immer Menschen in einer sehr hohen Frequenz auf Japanisch an. Ich kann es mir nur so erklären, dass man mich dadurch "überzeugen" möchte, die Premium-Version ohne Werbung zu erwerben. Aber noch halte ich es aus ... 😁


  • Steckdosen und Netzstecker (oder wie man dieses Zeug nennt)

Wie hat es der USB-Anschluss geschafft, sich weltweit durchzusetzen? Kann das mal jemand für den Strom-Netzstecker hinbekommen? 

Wir haben zwar nicht viele elektronische Geräte mitgenommen, aber die, die wir dabei haben, nerven. Man braucht für alle einen Adapter und manche kommen mit der unterschiedlichen Stromstärke nicht klar. Meine elektronische Zahnbürste aus Deutschland hat sich bereit verabschiedet und unsere Laptops und Smartphones brauchen ewig, um ihre Akkus aufzuladen.


  • Rauchen im Restaurant

Es ist ja toll, dass in Japan Rauchen an öffentlichen Orten verboten ist, z.B. auf der Straße, dem Balkon, an Haltestellen, im Park, ... Und es hält sich natürlich jeder dran. Aber in Restaurants und Bars ist Rauchen erlaubt und auch daran hält man sich hier – in Japan wird relativ viel und häufig geraucht. Und die Restaurants und Bars sind dementsprechend verqualmt, woran man sich erstmal wieder gewöhnen muss. 


  • Matratzen-Strapazen

Ja, ich weiß, die 3 Matratzen übereinander sorgen für einen perfekten Liegekomfort.

Aber habt ihr schon mal ein Leintuch auf eine 30 cm dicke Matratze gespannt??

So ne Matratze wiegt total viel! Und ist total unhandlich. Die lässt sich nicht einfach aufstellen und seitlich überziehen. 😓


  • Die braune Papiertüte

Während man in anderen Länder gekaufte Alkoholflaschen oder ähnlich "Verbotenes" in unauffälligen braunen Papiertüten transportiert oder verkauft bekommt (ob die Käufe dadurch unauffälliger sind, sei mal dahin gestellt), bekomme ich in Japan nur eine braune Papiertüte in die Hand, wenn ich im Supermarkt oder Drogeriemarkt Damen-Hygiene-Artikel kaufe. Diese scheinen bei den konservativen Japanern das am wichtigsten zu Versteckende zu sein ...


  • Waschen mit kalten Wasser

Die japanischen Waschmaschinen werden normalerweise ausschließlich mit kaltem Wasser gespeist. Eigentlich ist es praktisch, wenn man keine Unterschiede zwischen 30°-, 60°- oder Kochwäsche machen muss, aber mich fragt sich schon, wie sauber die Wäsche mit kaltem Wasser überhaupt werden kann ... Anscheinend sind hier die Waschmittel "stärker", aber schaden dadurch auch mehr dem Stoff.


  • Abspülen per Hand

In den ersten Tagen in unserer japanischen Wohnung haben wir lange getestet, wie wir unsere Spüle verschließen können, um das Geschirr darin abzuspülen. Denn es war kein Stöpsel oder Verschluss zu finden, um Wasser einlaufen zu lassen. Da wir auch keinen Überlaufschutz finden konnten, zweifelten wir irgendwann daran, noch eine Verschlussmöglichkeit zu finden. Und wirklich: In Japan spült man das Geschirr unter dem laufendem Wasser ab. Schwer vorzustellen, bei einem modernen Land wie Japan. Gut, dass wir eine Spülmaschine haben ...