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Heimaturlaub in Deutschland


Zu Besuch in der Heimat


🎶

Denn hier bist du Mensch, hier darfst du's wirklich sein

Und das Schöne daran ist, dass ich's jeden Tag sehen kann

Und das Schöne daran ist, dass ich's jederzeit bewundern kann

Und das Schöne daran ist, dass es all das wirklich gibt

Wer hätte das gedacht? Es ist ein Heimatlied.
🎶

(Sportfreunde Stiller: Heimatlied)


Lange hatten wir überlegt, ob wir diesen Sommer nach Deutschland fliegen sollen.

Was dagegen gesprochen hat:

  • das Risiko, uns mit Corona zu infizieren,
  • die Sorge, jemanden in Deutschland mit Corona zu infizieren,
  • die Gefahr, dass wir aus irgendwelchen Gründen nicht mehr nach Japan zurück dürfen,
  • der Aufwand während Corona zu reisen (Tests, Genehmigungen, ...)
  • die Einschränkungen, die man in Deutschland bei den Treffen in Kauf nehmen müsste,
  • die Unsicherheit, die Dinge, die man in Deutschland liebt, überhaupt machen zu können,
  • die Unberechenbarkeit der Corona-Regel-Änderungen,
  • die kurze Zeit, die wir aufgrund Ulis Arbeit nur zur Verfügung haben würden,
  • die 2-wöchige Heim-Quarantäne danach in Japan
  • das Risiko, dass Uli sein Secondment durch den Urlaub gefährdet (wir dürfen nur "auf eigene Gefahr" ausreisen),
  • die Tatsache, dass wir eh bald zurück nach Deutschland gehen,
  • die Urlaubstage, die wir dann nicht mehr für andere Reisen zur Verfügung haben werden,
  • den Stress, den wir wegen der Corona-Reise während, vor und nach dem Urlaub haben werden,
  • der Jetlag, der in Kombination mit der kurzen Urlaubszeit umso mehr ins Gewicht fällt, 
  • die fehlende Wohnung in München und damit verbunden Kosten und Aufwand für Hotel und Co.
  • die Sorge, jemanden in Verlegenheit zu bringen, der uns aus Corona-Gründen lieber nicht treffen will,
  • der wegen Corona gestrichene Direktflug von Tokyo nach München,
  • der angekündigte Bahnstreik (na gut, davon erfuhren wir erst, als bereits alles gebucht war)

 

Was dafür gesprochen hat:

  • die Chance, Freunde und Familie nach eineinhalb Jahren endlich wieder in die Arme schließen zu können,
  • der Vorteil, dass die Firma den Flug zahlt (eigentlich einen Flug in die Heimat pro Jahr und letztes Jahr hatten wir schon verzichtet),
  • die Gelegenheit für Uli, persönlichen Kontakt zu seinen Chefs und Kollegen zu pflegen, 
  • die Tatsache, dass wir zweifach geimpft sind – genauso wie die meisten unserer Freunde und Familien in Deutschland
  • die unerträgliche Hitze, die gerade in Tokyo herrscht,
  • die fehlende Möglichkeit, gerade irgendwo außerhalb Japans Urlaub zu machen, 
  • Ulis übrige Urlaubstage, die wir auch nicht verfallen lassen wollen (wir hatten sowieso mindestens einen Heimaturlaub eingeplant),
  • die konstant niedrigen Corona-Fallzahlen in Deutschland
  • die Aussicht auf Spaghetti Bolognese bei meiner Mama und ein Augustiner im Münchner Biergarten
  • die gelockerten Regelungen in Deutschland (keine Quarantäne nötig)
  • das Fehlen von Sozial-Kontakten (verstärkt durch das aktuell herrschende Alkoholverbot in Tokyo
  • das zunehmende Vergessen, wie es in Deutschland überhaupt so ist,
  • der Vorteil meines Freelancer-Daseins, von überall aus arbeiten zu können,
  • der Wunsch, unsere letzten Monate in Japan nochmal bewusst mit Fokus auf "das gibt es in Deutschland nicht, lass uns das bewusst genießen" zu verbringen,
  • der seit Monaten anhaltende Emergency State in Tokyo, bei dem uns gerade die Decke auf den Kopf fällt,
  • die anstehende Feiertagswoche rund um Obon (Feiertage in Japan zum Gedenken der verstorbenen Ahnen), durch die Uli Urlaubstage spart,
  • die gewonnene Zeit, die wir durch Beendigung unserer Japanisch-Karriere gewonnen haben,
  • unsere letzte Gelegenheit für einen Heimaturlaub

Ich weiß nicht, was schlussendlich den Ausschlag gegeben hat (ich schätze die fehlenden Aktivitäten durch Hitze und Emergency State trugen entscheidend dazu bei), aber nach unserer 2. Impfung machten wir Nägel mit Köpfen und buchten unsere Flüge für den Heimaturlaub rund um die Obon-Feiertage: 10 Tage Deutschland (12.–21. August) – die wir  zum Teil bei unseren Familien in Augsburg und zum Teil im Hotel in München verbrachten.

 

Jetzt, wo wir zurück sind und alles soweit geklappt hat, können wir sagen: Es hat sich gelohnt und war die richtige Entscheidung! (Aber falls etwas schief gegangen wäre, würden wir sicherlich das Gegenteil behaupten.)


Reisen in Zeiten von Corona

Es folgen einige Infos und Geschichten zu unserem Hin- und Rückflug Tokyo – Frankfurt unter Corona-Bedingungen.
(Der Abschnitt kann gerne übersprungen werden.)

 

Die Hinreise:

  • Für den Flug von Tokyo nach Frankfurt benötigen wir einen "normalen" PCR-Test, aber mit der Schwierigkeit, dass dieser nicht ausschließlich auf Japanisch ausgestellt sein darf, sondern mit englischem EU-Zertifikat bescheinigt werden muss. Einen solchen Test erhält man in Tokyo nur in ca. 5 Kliniken, die ca. 200 € pro Person verlangen. 
  • Wir machen den Test am Morgen vor unserem Flug (Speicheltest) – spät genug um im notwenigen Zeitfenster zu sein, früh genug, um einen Puffer für irgendwelche Schwierigkeiten zur Verfügung zu haben. Am Abend des Flugtages halten wir die Dokumente in unseren Händen.  
  • Am Flughafen in Tokyo gehen an unserem Abend nur 4 Flüge raus, nach Frankfurt, Sydney, Istanbul und Los Angeles. Fast alles am Flughafen hat geschlossen (wir konnten gerade noch so, ein paar Snacks kaufen), aber das Flughafen-Personal ist sehr professionell und kompetent. Überall gibt es Handdesinfektionssprays, Abstandsregelungen und viel Platz für die wenigen Passagiere.
  • Wir hatten uns auf einen leeren Flieger gefreut (wie wir es von überall her gehört hatten), aber leider haben wir das Pech, dass viele Olympia-Teilnehmer*innen und -Mitarbeiter*innen mit uns das Land verlassen. Das Flugzeug ist deshalb fast komplett ausgebucht: keine freien Plätze oder gar Reihen zwischen den Passagieren.
  • Während des Hinfluges wird viel Wert auf das Tragen der Maske gelegt, aber für die Auswahl des Frühstücks (Menü A oder B) wird jedem Fluggast nacheinander die gleiche Menü-Karte in die Hand gedrückt – ohne Desinfektion der Karte oder der Hände.
  • Beim Becher Rotwein zum Abendessen meint es man sehr gut mit uns, was zumindest für einige Stunden Schlaf auf dem Flug sorgt.
  • Filmtechnisch entscheide ich mich für Bohemian Rhapsody und Nomadland.
  • Wir erreichen Frankfurt ausgerechnet am ersten Tag des Bahnstreiks, aber haben großes Glück, dass unser früh morgendlicher Zug vom Flughafen Frankfurt nach Augsburg einer den wenigen Züge ist, der wie geplant fährt und sogar pünktlich ankommt.

Die Rückreise:

  • Für die Einreise nach Japan benötigen wir ebenfalls einen PCR-Test – aber einen ganz speziellen für Japan: einen Nasen-Rachenabstrich inkl. ausgefülltem Zertifikat für Japan. (Zur Einordnung: Am Flughafen München kann man 4 verschiedene PCR-Tests machen: Schnelltest, Speicheltest, Rachen-/Nasen-Abstrich und den PCR-Test für Japan. Japan scheint also das einzige Land zu sein, dass einen speziellen Test bzw. ein eigenes Zertifikat verlangt.) Aufgrund der Tragweite der Ergebnisse trauen wir uns nur zu einer Teststation, die ganz sicher alle japanischen Anforderungen erfüllen kann, und fahren deshalb zwei Tage vor unserem Flug zum Münchner Flughafen. Nach einer tiefen Nasen-Rachen-Entnahme (Uli: "Die waren in meinem Gehirn." Ich: "Die waren in meinem Auge.") müssen wir 4 Stunden auf unsere Ergebnisse und Dokumente warten.
  • Am Tag vor der Abreise bereiten wir sämtliche Dokumente für die Rückreise vor:
    • PCR-Test mit Zertifikat
    • Visum und Residence-Card für Japan
    • Online-Check-in des Flugs
    • Online-Fragebogen zur Bestätigung unserer Reise und Gesundheit mit ausgedrucktem QR-Code
    • schriftliche Bestätigung seitenweiser Auflagen der Quarantäne in Japan
    • installierte Apps für die Quarantäne in Japan
  • Der Zug von München nach Frankfurt ist heillos überfüllt, verspätet und ein Wagen fällt wegen kaputter Klimaanlage aus.
  • Bei der Lufthansa in Frankfurt beginnt dann eine ganze Reihe von Inkompetenzen:
    • Das Personal hat keine Ahnung von den Einreisebestimmungen nach Japan, aber schafft es unseren Online-Check-in zu löschen, wodurch wir neue Sitzplätze erhalten, die nun mitten in einer 4er-Reihe sind und nicht mehr mit unserem japanischen Formular übereinstimmen.
    • Wir sind überrascht, dass niemand unsere Unterlagen prüft, dadurch bleibt eine gewisse Sorge, dass irgendetwas fehlen könnte.
    • Der Flieger ist komplett ausgebucht, denn diesmal haben wir das zeitliche Pech, etliche deutsche und kroatische Paralympics-Athletinnen und -Athleten samt Betreuerstab mit an Bord zu haben. (Scheinbar müssen diese nicht 2 Wochen in Quarantäne, wie ich es angenommen hatte, denn die Paralympics begannen bereits am nächsten Tag.)
    • Am Gate angekommen, passiert lange nichts, außer dass wir unsere Sitzplätze erfolgreich gegen neue tauschen können, sodass wir nun doch wieder Plätze in einer 2er-Reihe einnehmen dürfen. 
    • Eine halbe Stunde vor dem Boarding kommt man auf die Idee, dass jetzt alle Unterlagen für die Einreise nach Japan geprüft werden müssen. Der halbe Flughafen ist zwar leer, dennoch muss nun unser ganzes Gate geräumt werden, damit man eine Einlasskontrolle aufbaut, die man passieren muss, um wieder ans Gate zu dürfen. 6 Passagiere bestehen die Kontrolle der Unterlagen nicht. Wie gut, dass die Kontrolle erst jetzt gemacht wurde und nicht bereits beim Einchecken (Achtung: Ironie), denn nun haben die 6 Passagiere stundenlang umsonst gewartet, außerdem keine Zeit mehr, die fehlenden Unterlagen zu besorgen und ihr Gepäck wurde bereits ins Flugzeug geladen, das nun wieder entladen werden muss, wodurch sich die Abflugzeit weiter verzögert. Aber hey, es fliegt ja bloß jeden Tag eine Maschine nach Japan und Corona gibt es auch erst seit gestern, wer braucht da funktionierende Prozesse. 
    • In jedem Land und jeder Fluglinie ist das Besteigen des Flugzeugs (auch ohne Corona) so geregelt, dass einzelne Gruppen das Flugzeug nur geordnet und nacheinander betreten dürfen. Nicht in diesem Fall: Alle dürfen gleichzeitig borden. Ist ja nicht so, dass durch die Paralympics-Teilnehmer*innen auch noch zusätzlich viel mehr Rollstühle und Equipment als sonst an Bord müssen. Das Ergebnis: Alles staut sich in einem kleinen Raum zwischen dem Ende einer Rolltreppe, auf der unaufhörlich neue Fluggäste ankommen, und dem Eingang zum Flugzeug, der wegen der Beladung der Rollstühle noch gesperrt ist. Ich komme mir vor wie in The Walking Dead, als die Zombies von einem Abhang in ein eingezäuntes Plateau hinunter rutschen und weder vor noch zurück können. 
  • Auf diesem Flug entscheide ich mich für die Filme The Mule (das Muli :-)) und Black Swan.
  • Als ich zum Müde-Werden um einen Becher Rotwein bitte, bekomme ich die Antwort, dass das Ausschenken von Alkohol außerhalb der Essenszeiten wegen Corona nicht erlaubt ist. Diese Antwort bekomme ich von der Stewardess, die seit einer halben Stunde mit einem der Begleiter der Paralympics am Flirten ist, der die Maske übrigens unter der Nase hängen hat.  
  • Nach der Landung weist uns die Durchsage daraufhin, dass alle im Flugzeug bleiben müssen, während die japanischen Behörden ins Flugzeug kommen, um unsere Unterlagen zu kontrollieren. Aber noch während das japanische Personal an Bord kommt, wird die Regel geändert und alle Fluggäste ohne Bezug zu Olympia werden aufgefordert, das Flugzeug zu verlassen. Während wir mit ca. 20 weiteren Personen das Flugzeug verlassen, wird uns erst richtig bewusst, dass alle anderen Passagiere wegen der Paralympics an Bord sind.
  • Am Flughafen Tokyo erwarten uns Hunderte von Japanerinnen und Japanern, die uns freundlich und hilfsbereit durch ca. 15 Stationen der Einreise leiten. Der gesamte Ankunftsbereich ist umgebaut zu einem regelrechten Staffellauf, bei dem man zig "Aufgaben" bewältigen muss: An jeder Station wird ein anderes Dokument geprüft, ausgefüllt oder ausgehändigt. Die meisten hatten wir bereits vorbereitet, so bleibt nur noch die Schwierigkeit, jeweils das passende Formular aus dem Stapel zu ziehen. Eine den Stationen erfordert einen weiteren PCR-Test (Speichelprobe, netterweise sind dort überall Bilder mit Zitronen aufgehängt, deren Anblick einem die Speichelproduktion erleichtert). An der letzten Station werden unsere Quarantäne-Vorkehrungen auf unseren Smartphones eingerichtet und die entsprechenden Apps und Berechtigungen eingestellt. 
  • Der Prozess zwischen Landung und Verlassen des Flughafens dauert ca. 2,5 Stunden, ist aber sehr kurzweilig und ständig begleitet von der Höflichkeit und Freundlichkeit der Japanerinnen und Japaner.
  • Mit dem negativen Testbefund unseres Speicheltests in den Händen werden wir von einem Privattaxi (öffentliche Verkehrsmittel und normale Taxis sind nicht erlaubt) zur 14-tägigen Heimquarantäne in unserer Wohnung transportiert.

Dadurch, dass wir vollständig geimpft sind, hatten wir während der Reise keine direkte Angst uns anzustecken, aber Sorge um die Folgen für unsere Einreise, falls es dennoch passieren sollte, und Mitleid mit den Athletinnen und Athleten, die sich ihre Anreise zu einem ihrer Höhepunkte im Leben sicherlich auch entspannter gewünscht hätten.


Am Tag nach unserer Ankunft erhalten wir eine E-Mail, dass jemand in unserem Flugzeug positiv auf COVID 19 getestet wurde. Wir würden weitere Instruktionen erhalten, falls wir engeren Kontakt zu dieser Person hatten. Obwohl ich davon ausgehe, dass dieser "engere Kontakt" nur aufgrund der Sitzplätze im Flugzeug festgestellt werden würde (die zumindest bei uns nicht mehr mit den Dokumenten übereinstimmten) und nicht etwa beim Gedränge vor dem Flugzeugeingang oder der Flugzeugtoilette, bin ich froh, nichts weiter von den Behörden gehört zu haben. 


Deutschland – Japan: der Vergleich

"Wie ist es jetzt so in Deutschland?"

"Fühlt es sich komisch an?"
"Vermisst ihr Japan schon?"
"Würdet ihr jetzt am liebsten hier bleiben?"

Solche oder ähnliche Fragen haben wir auf unserem Heimaturlaub oft gehört.

 

Angekommen am Flughafen Frankfurt, hatte ich direkt zwei Erlebnisse, die mir das Gefühl gaben, als würde es richtig schwierig werden, mich an Deutschland zu gewöhnen.

  1. Es ist ja nicht so, als würde ich die ganzen technischen Spielereien der japanischen Toilette ständig benötigen, aber scheinbar hatte ich mich dann doch an einige Bequemlichkeiten wie die optimale Sitzhöhe und die angewärmte Klobrille gewöhnt. Denn als ich ich am Flughafen Frankfurt die klapprige, kalte Klobrille berührte, zuckte ich erstmal zusammen.
  2. Als ich bei der Dame am Verkaufsstand meine Butterbreze bezahlen wollte, wusste ich gar nicht mehr, wie sich Euro-Geldscheine anfühlen und wie man sie überreicht. Aus Japan bin ich es gewohnt, den Schein mit beiden Händen zu überreichen oder auf eine kleine Ablageschale zu legen, über das mir dann auch das Wechselgeld übermittelt wird. Beim Kauf meiner Butterbreze gab es so etwas nicht und es kam mir irgendwie "räudig" vor, ihr einfach so den 5-Euro-Schein hinzuhalten. Die Reaktion der Dame (beim Kauf einer Nussecke in München passierte mit übrigens das gleiche): "Haben Sie vielleicht 10 Cent (1 Euro)?" Obwohl ich es aus Japan gewohnt bin, dass man mir beim Einkaufen ebenfalls bis zu 10 Fragen stellt, habe ich diese Frage in den ganzen eineinhalb Jahren in Japan noch kein einziges Mal gehört. Evtl. habe ich die Frage auch nie verstanden, aber ich denke eher, dass man im Dienstleistungs- und Höflichkeitsland Japan den Kunden nie mit so einer Frage "belästigen" würde und es einfach nie passiert, dass nicht genügend Wechselgeld vorhanden ist. 

Aber kaum in Augsburg und dann München angekommen, musste ich feststellen, dass mir das Zurückkommen nach Deutschland doch erstaunlich leicht fiel und ich mich schnell wieder sehr heimisch fühlte.


Dennoch sind mir in den 10 Tagen ein paar Unterschiede zwischen Deutschland und Japan besonders aufgefallen. 

 

Dinge, bei denen Japan einfach herausragend ist:

  • die Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Organisation im Bahnverkehr (warum gibt es in Japan eigentlich nie technische Probleme, fehlende Wagons oder ausgefallene Sitzplatzreservierungen?)
  • die Freundlichkeit im (ich nenne es mal) "Dienstleistungs-"Sektor (mit besonderem Fokus auf den Vorzimmerdamen in Arztpraxen o.Ä.)
  • die Disziplin und Ruhe der Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln
  • die Bequemlichkeit, alles überall direkt kaufen zu können (vom Schirm bis zur Wasserflasche) und überall Internet zu haben,
  • die geordnete Fortbewegung von Tausenden Menschen (z.B. am meist-belebten Bahnhof der Welt Shinjuku) im Vergleich zum chaotischen Ineinanderreinlaufen der Leute am Münchner Hauptbahnhof
  • die Geschwindigkeit, in der Baustellen abgeschlossen werden (während das Gebäude, das während unseres Einzugs in die Erzgießereistr. in München vor 4 Jahren neu gebaut wurde, immer noch nicht steht, wurden in der gleichen Zeit in Tokyo ganze Straßen voller Hochhäusern errichtet) 
  • Sake schmeckt zu Sashimi oder Karaage einfach besser als zu Spaghetti Bolognese

Dinge, bei denen Deutschland oder zumindest München einfach überragend ist:

  • im Freien, stehend einfach etwas essen oder trinken, ob eine Butterbreze in der Fußgängerzone oder eine Leberkässemmel auf dem Marienplatz (in Japan isst man nicht einfach im Stehen und schon gar nicht im Laufen) – etwas frisch auf die Hand zu bekommen und draußen direkt zu essen, schmeckt einfach besser!
  • in München an einem lauen Sommerabend durch die Straßen laufen, sich bei BallaBeni ein Eis holen, sich mit einem Bier auf eine der Isarbrücken stellen, dem Gelächter der Menschen lauschen, sich im Biergarten einfach irgendwo hinsetzen, sich ab und zu ein neues Bier holen, ansonsten aber einfach sitzen bleiben, solange man möchte: dieses Gefühl fehlt mir in Japan, diese Unbeschwertheit, dieses leichte, angenehme Leben – zugegeben, das liegt vielleicht nicht am Land, sondern daran, dass wir in Deutschland von Freunden und unserer Muttersprache umgeben sind
  • das Wetter – ja, ich weiß ihr hattet einen richtig miesen Sommer und wir hatten extremes Glück, bei unserem Urlaub einige der schönsten Tage eures Jahres zu erwischen, aber ihr müsstet mal wie wir einen heißen, feucht-schwülen japanischen Sommer in Tokyo erleben, bei dem der Schweiß zu fließen beginnt, sobald man die Wohnung verlässt, dann würdet ihr diese klare, angenehme Luft in Deutschland auch mehr zu schätzen wissen
  • das direkte Klären von Problemen, auch in Form von Beschimpfungen zwischen Auto- und Fahrradfahrern oder Zugschaffner und Fahrgast (eigentlich bin ich ja mehr die Fraktion Japan und Zurückhaltung, aber es war auch mal wieder erfrischend das Austragen ehrlicher Konflikte mitzuerleben) 
  • so sehr ich das Inhouse-Grillen im Restaurant in Japan liebe – nichts geht über gemeinsames Grillen mit Freunden im Garten oder Park

Um abschließend eure Fragen zu beantworten:

  • "Wie war es jetzt so in Deutschland?" Erstaunlich normal, aber ganz wunderbar. Wobei wir natürlich auch den Urlaubsbonus genießen durften! Kein Arbeitsstress, kein Alltag, nur jeden Tag nette Menschen treffen, verwöhnt werden und ständig lecker essen und trinken. Urlaub in München kannten wir in dieser Form auch noch nicht.
  • "Hat es sich komisch angefühlt?" Schon etwas, vor allem die Tatsache, wieder mit jedem kommunizieren zu können. Aber wir haben uns überraschend schnell wieder an alles gewöhnt.
  • "Habt ihr Japan vermisst?" Was ich vermisst habe, war mein Zuhause in Form meiner eigenen vier Wände. Ohne eigene Wohnung fühlt man sich auch in der Heimat ein wenig fremd und rastlos. In Japan wartete unser Zuhause mit all unseren Sachen und unserer Couch, auf der wir zur Ruhe kommen und eben "Zuhause" sind.
  • "Würdet ihr jetzt am liebsten direkt in Deutschland bleiben?" Nein, unser Kapitel Japan ist noch nicht zu Ende. Da fehlen noch ein paar Monate, bevor ich ausgiebig Abschied nehme von Japan mit all seinen Stärken und Schwächen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Die Rauer‘s (Sonntag, 05 September 2021 15:15)

    Schön, dass ihr da ward. Wir haben uns sehr über euren Besuch gefreut.

  • #2

    Die Schaller's (Sonntag, 05 September 2021 21:20)

    Dem können wir nur zustimmen. Wir freuen uns aufs nächste Jahr, wünschen euch für die restlichen 4 Monate noch viele schöne Momente.