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1 Monat Tokyo: Welcome new home, welcome new life!


Welcome new home: Wir haben unsere Wohnung bezogen!


🎶

Entschuldigung, ich sagte:

Wir sind gekommen um zu bleiben.

Gekommen um zu bleiben,

wir gehen nicht mehr weg.

🎶

(Wir sind Helden: Gekommen um zu bleiben)


Ein wichtiger Meilenstein ist geschafft:

Am 6. Februar haben wir unser schnuckliges Hotelzimmer, das wir über die Zeit doch sehr lieb gewonnen hatten, verlassen und sind in unsere neue Bleibe eingezogen, die wir bei der Wohnungssuche als künftiges Zuhause auserwählt hatten. 

Und wir lieben unser neues Muli-Domizil, denn ...

  • ... wir schlafen hier wie die Babys, also "im Sinne von sehr sehr sehr sehr sehr" (Liedzitat Ende). 
  • ... die Möbellieferungen haben reibungslos geklappt. Klar, der eine kam dann doch früher als angekündigt, der nächste später. Dafür ließen wir den anderen kurz warten, weil wir bei der Anmeldung im Bürgerbüro doch länger gebraucht haben ... Aber alles ist angekommen! Und wir mögen unsere Möbel so gerne, dass wir schon darüber nachdenken, wie wir sie mit nach Deutschland nehmen. (An unseren Sachen in München haben wir weniger gehangen ...).
  • ... Strom, Wasser, Gas und Internet funktionieren. (Bevor der Internetzugang fest installiert wurde, bekamen wir per Post einen vorübergehenden "WLAN-Hot-Spot" zugeschickt, der uns bis zum Installationstermin versorgte – ein sehr cooler Service!). 
  • ... wir haben endlich wieder Platz, um uns auszubreiten.
  • ... wir haben den meisten Krims-Krams eingekauft. Nach zwei Tagen Kleinzeug-Shoppen (vom Kochlöffel bis zum Wäscheständer) hatten wir keinen Bock mehr und uns den Rest bei IKEA und Amazon Japan online bestellt. Das lief so unproblematisch, dass wir das im Nachhinein schon früher hätten machen sollen. Andererseits war es auch ganz witzig, durch die Läden zu streunern.

Die Besonderheiten der japanischen Wohnung

Wir haben zwar keine typische japanische Wohnung mit Tatami-Matten und Fusama- Schiebetüren, dennoch unterscheidet sie sich in einigen Punkten von den Wohnungen, die wir aus Deutschland kennen:

  • Wir haben einen Gasherd (zumindest für uns ist das eine neue Erfahrung).
  • Die Heizung läuft über das "AC-Gerät," also einem Gerät im Wohn- und Schlafzimmer, mit dem man Klimaanlage, Trockner (wohl im feuchten Sommer nötig) oder Heizung steuern kann. Das ist zwar super praktisch, aber durch das Ausstoßen der erwärmten Luft ist die Zimmerluft ziemlich trocken, weshalb man im Winter (also während der Heizungszeit) einen zusätzlichen Raumbefeuchter benötigt.
  • Die meisten japanischen Wohnungen haben keinen richtigen Backofen. Dafür ist in jedem Herd ein kleiner "Fischgrillofen" integriert. 
  • Ein großer Ofen wird in der japanischen Küche nicht benötigt, dafür hat jeder Haushalt eine Mikrowelle. Als ich unsere Maklerin fragte, wie sie denn z.B. so etwas Großes wie Pizza zubereiten würden, meinte sie, dass sie sich Pizza immer liefern lassen.
  • Neben einigen anderen Dingen lässt sich das Wasser elektronisch steuern, z.B. die Temperatur, aber auch das Einlassen der Badewanne. Beispielsweise kann ich von der Küche aus das Badewasser einlassen, die Temperatur festlegen und sogar die Wassermenge bestimmen. Per Knopfdruck kann ich in der Badewanne übrigens das eingelaufene Badewasser auch wieder erwärmen lassen, ohne dazu extra Wasser einlaufen zu lassen, und vieles mehr.
  • Unsere Matratze besteht eigentlich aus drei verschiedenen Matratzen übereinander, die alle eine bestimmte Aufgabe haben, sodass der Liegekomfort perfekt ist. Und das ist er wirklich!
  • Der Balkon ist kein richtiger Balkon, sondern ein schmaler Streifen für technische Geräte und die Feuerleiter. Von den Japanern wird er eigentlich nicht als Balkon genutzt (man darf ich auch nicht zu sehr vollstellen) und da er auch nicht "schön" ist, hängt man in der Regel Vorhänge auf, damit man ihn nicht sehen muss. Wie wir es handhaben werden, weiß ich noch nicht. Einerseits ist der Balkon wirklich nicht schön, andererseits die Aussicht schon ...
  • Der Esstisch und die Stühle sind niedriger als in Deutschland, dafür kann man auf den Stühlen sehr bequem im Schneidersitz sitzen.
  • Die Schränke sind oft schon direkt in die Wände eingelassen, was super praktisch ist, weil man keinen Platz im Zimmer verliert und die Schränke gut vor Erdbeben geschützt sind.
  • Im Eingangsbereich der Wohnung gibt es einen gekennzeichneten Bereich, in dem man Schuhe tragen darf, bevor der Wohnbereich beginnt, den man nur mit Hausschuhen betreten darf. (Das wird streng eingehalten, auch die Möbellieferanten haben ständig ihre Schuhe gewechselt, sobald sie die Schwelle überschritten haben.) 
  • Der größte Unterschied zur deutschen Wohnung liegt eigentlich im Badezimmer: Das "Badezimmer" besteht hier aus drei separaten Räumen:
  1. Der Toiletten-Raum, besteht – wie der Name verrät – ausschließlich aus der Toilette, die über eine beheizte Klobrille, elektrische Steuerung der Spülung, Podusche (mit verschiedenen Druckstärken) usw. verfügt. In Japan findet man es seltsam, wenn sich die Toilette am gleichen Ort wie der reinliche Ort des Duschens befindet, weshalb sie vom restlichen Bad getrennt ist. Im hinteren/oberen Bereich der Toilette ist ein Waschbecken integriert, das mit der Spülung gekoppelt ist. Das spart Wasser und den Weg zum "Powder-Room".  
  2. Im "Powder Room" ("Puder Raum") befinden sich Waschbecken, Waschmaschine usw. Der Raum ist separiert vom eigentlichen ...
  3. ... Badezimmer, in dem sich Dusche und Badewanne befinden. Der Grund liegt darin, dass das komplette Badezimmer als Dusche verwendet wird. D.h. man stellt sich zum Duschen nicht in die Badewanne, sondern mitten in den Raum, weshalb in dem Raum auch nichts Weiteres stehen sollte. Die Badewanne dagegen nutzt man nur, wenn man bereits komplett gesäubert ist, sozusagen als Wohlfühloase. Und wohlfühlen kann man sich dort ausgezeichnet. 
  • Sehr cool ist die Möglichkeit, dieses "Badezimmer" in einen Trockner zu verwandeln. Per Knopfdruck kann man dort heiße Luft (z.B. zum Raum-Vorwärmen vor dem Duschen) oder kalte Luft einlassen bzw. eine Lüftung oder eben eine Trocknung aktivieren. Man kann also Wäsche auf der Badewanne (eine extra Abdeckung gibt es auch noch) auf den Wäscheständer hängen, die Trocken-Funktion aktivieren und so die Wäsche trocknen. I like!
  • Und da die Badezimmer hier grundsätzlich keine Fenster haben, sind diese Lüftungs-Funktionen auch notwendig, um die Feuchtigkeit rauszubekommen.

Kleiner Sprach-Exkurs:

Alle Gebrauchsanweisungen sind hier natürlich komplett auf Japanisch (höchstens noch zusätzlich auf Koreanisch oder Chinesisch). Aber mit der App "Google Übersetzer" kann ich sämtliche japanische Texte mit der Kamera scannen und mir wird automatisch der deutsche Text angezeigt. Das läuft gut genug, um grob zu verstehen, um was es geht z.B.: 


Die Ämter und meine (Un-)Abhängigkeit

Wir wussten ja, auf was wir uns einlassen:

Uli lässt sich beruflich nach Tokyo entsenden und geht diverse Arbeitsverpflichtungen ein. Dafür bekommen wir über seinen Job Visum, Versicherung & Co. und damit überhaupt die Möglichkeit, mit festem Wohnsitz in Tokyo zu leben.

Ich dagegen bin in Japan erstmal "frei" (von allen Verpflichtungen), aber habe dafür vorerst (nur) den Status "Dependent". Ich reise als "Ulis Begleitung" ein.

 

Aber was dies im Detail bedeutet, stelle ich erst hier vor Ort fest.

 

Japan ist kein leichtes Pflaster für Einwanderer – nein, das Gegenteil ist der Fall. Mehr als ein Jahrtausend lang hat Japan sich bemüht, keine Migranten ins Land zu lassen. Und auch heute noch, obwohl Japan sich mittlerweile aufgrund des demographischen Wandels Zuwanderern geöffnet hat, beträgt der Ausländeranteil gerade mal 2 %. 

 

Die Vorschriften und Behörden erschweren es einem, in Japan Fuß zu fassen (abgesehen von den Möglichkeiten für Studenten, Work-and-Traveller, solange sie jünger als 30 sind, oder Angehörige von Japanern und Japanerinnen.)

 

Eine Aufenthaltsgenehmigung für Japan, die über das Touristenvisum hinausgeht, erhält man nur mit einem festen Job, aber einen Job bekommt man nur mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung. 

 

Tja, schwierig.

 

Und wichtige Dinge wie Wohnung, Bankkonto oder Handyvertrag bekommt man ausschließlich mit einer Aufenthaltsgenehmigung und weitere Dinge, wie Internet oder Strom dann wiederum nur mit japanischem Bankkonto.

 

Die Lösung: Man findet (so wie Uli) einen Arbeitgeber in Japan, der als "Sponsor" verschiedene Verpflichtungen für einen eingeht und für die Person und den Job bürgt, woraufhin man für 3 Jahre ein Aufenthalts- und Arbeitsvisum erhält.

Als Ulis Ehefrau wurde mir ebenfalls ein 3-Jahres-Aufenthaltsvisum ausgestellt, das aber erstmal keine Arbeitserlaubnis beinhaltet.

(Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Wuhu, wir haben im November 2019 in Las Vegas geheiratet!)

Die Eheschließung hat uns hier vieles erleichtert und ich will mir nicht ausmalen, wie kompliziert es hier für mich wäre, wenn wir nicht verheiratet wären.

 

Trotzdem nervt es mich ein wenig, dass ich hier nirgends als eigenständige Person wahrgenommen werde. Beim Wohnungsvertrag, der Anmeldung im Bürgerbüro, ... nirgends ist irgendeine Info von mir oder eine Unterschrift nötig bzw. ich alleine darf hier überhaupt keine Verträge und nichts abschließen. Alles läuft über Ulis Namen und ist an seine Aufenthaltsgenehmigung geknüpft. Auch ein eigenes Bankkonto darf ich noch nicht eröffnen – auch kein gemeinsames.

 

Wahrscheinlich sind diese Veränderungen normal, wenn man heiratet, und vielleicht sollte ich es nicht als "Ulis Vertrag" und "Ulis Unterschrift" betrachten, sondern als "Muli-Vertrag" und "Familien-Unterschrift". Aber ich hänge eben sehr an meiner Unabhängigkeit und möchte die Kontrolle über meine eigenen Finanzen und Verträge behalten. 

 

Aber gut, das ist der Deal, auf den wir uns eingelassen haben, und dieser ermöglicht es mir immerhin, hier unbeschwert auf unserer Couch in Tokyo zu liegen und Blogbeiträge zu schreiben.


Wenigstens meinen Antrag auf Arbeitserlaubnis habe ich nun endlich einreichen können (das ist erst mit festem Wohnsitz möglich) – ein erster Schritt in meine Unabhängigkeit:

 

Das Einwanderungsbüro hier liegt klassischerweise am Hafen, im Stadtteil Shinagawa (jap. 品川 = "Ware" + "Fluss"), wo ich einen kompletten Nachmittag verbracht habe. Ich wurde von Schalter zu Schalter geschickt, musste Nummern ziehen (die auf Japanisch vorgelesen wurden) und vor allem warten. Nur um einen einfachen Antrag einzureichen.

 

Da hab ich mich doch glatt wie im Bürgerbüro in München gefühlt. 


Zwischen all den bürokratischen und anderen Terminen kamen die kulinarischen Erlebnisse in den letzten Tagen leider etwas zu kurz bzw. wir erkundeten die Fertiggerichte Japans. In Tokyo gibt es an jeder Ecke einen Convenience Store, "Konbini" genannt, (meistens einer der drei großen Ketten "7-Eleven", "FamilyMart" und "Lawson"), in dem 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr alles angeboten wird, was man zum alltäglichen Leben benötigt, inkl. Lunchpakete, Geldautomaten, Drucker & Toiletten. 

 

Was ich nicht verstehe: Wie schaffen es die Japaner so dünn zu sein, wenn sie überall diese Läden haben? Denn es ist so bequem und einfach, dort einzukaufen, dass man sich auch komplett davon ernähren könnte:


Pizza kann man hier auch bestellen, wir haben Domino`s getestet – mit 4 Erkenntnissen:

  1. Die Bestellung kam so schnell (nach 10 Minuten!), dass ich mich immer noch frage, wie das überhaupt möglich ist?
  2. Im Online-Bestell-Formular waren die US-Militär-Stützpunkte Tokyos direkt als Adresse auswählbar – anscheinend sind das beliebte Pizza-Abnehmer.
  3. Die Pizza war verdammt lecker, aber ...
  4. ... extrem teuer! (Für zwei Pizzen haben wir 56 € bezahlt.)

Ein paar neue kulinarische Entdeckungen möchte ich euch zum Abschluss trotzdem nicht vorenthalten z.B.:

  • Ramen auf Kokosnuss-Basis, die wir auf Empfehlung und zusammen mit Tessa alias "Wanderweib" verspeisten.
  • Okonomiyaki (okonomi = „Geschmack“/„nach Belieben“ + yaki = „gebraten“), das einer Pizza oder einem Pfannkuchen ähnelt und in einer Eisenpfanne serviert wird.
  • Tsukemen, eine Ramen-Variante, bei der die Nudeln separat gereicht und in die Suppe getunkt werden.
  • Takoyaki (tako = "Krake" + yaki = "gebraten"): kleine Teigbällchen, die üblicherweise (aber nicht ausschließlich) mit Tintenfisch gefüllt und innen so heiß sind, dass man sich ständig den Mund verbrennt.
  • Burger mit Wagyu-Rindfleisch, der hochgeschätzten japanischen Rinderfleischsorte, die als "Kobe" (Wagyu-Rind aus einer speziellen Region Japans) wahrscheinlich besser bekannt ist.

O-Ton Uli: "Ich halte ja eigentlich nichts von Superlativen, aber dieser Burger kommt einem perfekten Burger schon sehr sehr nahe."