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Unser erster Sommer in Tokyo


Summer in the city


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36 Grad, und es wird noch heißer,

mach den Beat nie wieder leiser.

36 Grad, kein Ventilator,

das Leben kommt mir gar nicht hart vor.

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(2raumwohnung: 36 Grad)


Das war es also – der heiße, unerbittliche Sommer in Tokyo, vor dem uns alle gewarnt haben.


Mit Temperaturen über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 70% waren die Monate Juli und August tatsächlich nicht immer angenehm. Vor allen der Begriff "Schwüle" hat für mich eine neue Bedeutung bekommen, genauso wie die Redewendung "als würde man gegen eine Mauer laufen". 

Dennoch war der Sommer viel erträglicher als gedacht – wahrscheinlich, weil wir wegen Corona eh viel Zeit zu Hause verbringen mussten.

 

Ansonsten halfen uns diese ultimativen Lifehacks durch den heißen Sommer:


1. Die Tage drinnen verbringen

Mit der Klimaanlage, die hier zur Grundausstattung jeder Wohnung gehört, und den Vorhängen, die wir uns in weiser Voraussicht noch vor Sommerbeginn gekauft hatten, ließ es sich den Sommer über in unserer Wohnung sehr gut aushalten. (Viel besser als es uns in unseren Dachgeschoss-Wohnungen in München gelang.)

Wenn wir die Klimaanlage dann doch mal kurz ausmachten (wir sind schließlich bayerische Schwaben), wurde uns nach wenigen Minuten wieder bewusst, dass sie nicht ohne Grund lief – sie blieb deshalb nie lange aus. 


Die zusätzliche Entfeuchtungs-Funktion der Klimaanlage ist ebenfalls sehr praktisch, um per Knopfdruck die Feuchtigkeit in der Luft zu reduzieren.   


Damit die Kleidung und Schrankinhalte nicht unter der Feuchtigkeit leiden, nutzt man in Japan verschiedene Entfeuchter, die man in die Schränke legt oder zwischen die Kleidung hängt, damit sie die Feuchtigkeit aufnehmen. Diese haben uns sehr anschaulich gezeigt, wie viel Wasser sich hier tatsächlich in der Luft befindet.


2. Die Abende draußen verbringen

Ich hatte befürchtet, dass es in Tokyo schwierig wird, draußen zu essen oder zu trinken, da die Restaurants eigentlich wenig Platz für Außenbereiche haben. Aber aus verschiedenen Gründen gibt es hier doch sehr viele schöne Plätze, um die Abende draußen zu verbringen:

  • Wenn die Restaurants keinen Platz für Außenbereiche haben, dann erschaffen sie eben Dachterrassen oder öffnen die Fenster-Türen komplett, sodass man gefühlt draußen sitzt.
  • Die Maßnahmen gegen Corona haben auch in Japan dazu geführt, dass man mehr nach draußen verlagert und neue Orte des Zusammenkommens schafft.
  • Aus uns unerklärlichen Gründen mögen Japaner die Sitzplätze im Freien weniger als die Plätze im Inneren. Dadurch sind die wenigen Tische im Außenbereich der Restaurants häufig frei. Bis wir kommen.
  • Es gibt viele Grünflächen in Tokyo, ob Parks, Gärten oder auch Dachgärten. Dort kann man sich wunderbar mit mitgebrachtem Essen und Trinken aufhalten.

3. Eitelkeiten ablegen

Ich hab es wirklich versucht.

Ich hab wirklich mehrfach versucht, meine Haare mit Glätteisen & Co. zu bändigen. Aber bei der hohen Luftfeuchtigkeit reichen 5 Minuten im Freien aus, dass sich jede Frisur wieder in eine Lockenmähne verwandelt (natürlich keine schöne). Na gut, ich muss zugeben, dass ich mich in Sachen Haare und Frisuren noch nie geschickt angestellt habe, aber in Japan scheitere ich komplett.

Die Wetterbedingungen erklären auch, warum die Japaner*innen so dunkles, dickes, glattes Haar haben. Das hat die Natur schon extra so an die klimatischen Bedingungen angepasst.

 

Was bei der hohen Luftfeuchtigkeit ebenfalls zum Problem wird, ist Schminken. Die Japanerinnen legen eigentlich viel wert auf Beauty und Make up, aber dann machen sie wohl irgendetwas anders als ich. Denn wenn ich mich im Sommer in Japan schminke, befindet sich das Make-Up Minuten später nicht mehr in meinem Gesicht, sondern in der Gesichtsmaske. Aber da man wegen der Masken sowieso nicht viel vom Gesicht sieht, kann man sich das Schminken eh sparen.

 

Und da die Japanerinnen zum Schutz vor der Sonne gerne Handschuhe, breite Hüte und Sonnenschirme tragen, kann ich auch mit gutem Gewissen auf das Schminken verzichten und meine Haare mit einer Cap im Zaum halten.


4. Viel Trinken

Da man japanischen Sake wahlweise heiß, warm oder kalt bestellen kann, trinken wir im Sommer eben gekühlten Sake.
Denn ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist im Sommer natürlich das Wichtigste.

Hier kommen uns die vielen Getränkeautomaten zu Gute, die in Japan an jeder Ecke stehen und z.B. auch immer isotonische Getränke anbieten, die bei der Hitze extrem guttun. Die Überlegung, warum es in Deutschland nicht überall Getränkeautomaten in der Stadt gibt, führte uns zu der Vermutung, dass sie dort nicht lange überleben würden, weil sie ein zu beliebtes Zerstörungsobjekt wären. Ist das wirklich so? Kann man außerhalb Japans nirgendwo auf der Welt Getränkeautomaten aufstellen, ohne dass sie kaputt gemacht werden würden? 

Wir haben außerdem festgestellt, dass selbst die Eiswürfel in Japan besonders schön aussehen, irgendwie wabisabi


5. Die Ernährung umstellen

So wie man den Sake warm oder kalt trinken kann, gibt es auch viele japanische Gerichte in warmer und kalter Variante. Statt heißer Suppe mit Udon- oder Soba-Nudeln isst man die Nudeln im Sommer eben kalt – zum Teil werden sie sogar auf Eis serviert.

 

(Unsere wöchentliche Ramen essen wir natürlich weiterhin warm. Denn bei Hitze soll man ja nicht zu kalt essen und trinken, sondern dem Körper lieber etwas in ähnlicher Temperatur zuführen. Alles nur eine Frage der Argumentation.)

Zudem haben wir Eis auf unserem Speiseplan ergänzt. 

Da ich kein großer Freund von Milcheis bin, sondern stattdessen die Fraktion Wassereis vertrete, liebe ich die riesige Auswahl an Eissorten und den hohen Fruchtanteil des Wassereis in Japan. Wenn man hier ein Mandarinen-Eis isst, hat das so viele Fruchtstücke, dass es so schmeckt, als würde man eine gekühlte Dose Mandarinen essen. Ihr wisst, welchen Geschmack ich meine, oder?


6. Urlaub machen

Die beste Möglichkeit, der Hitze zu entfliehen, ist natürlich immer noch, die Großstadt zu verlassen und in den Urlaub zu fahren. Am besten ans Meer. Unseren Sommerurlaub haben wir deshalb genau zur richtigen Zeit in Okinawa verbracht.


Nach dem wir den Sommer mit diesen Strategien erfolgreich überstanden haben, folgt nun zur Belohnung der angenehm warme, japanische Herbst – der als beste Reisezeit für Japan gilt.

Vielleicht trinken wir den Sake bald wieder warm?


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Kommentare: 2
  • #1

    Lissi (Sonntag, 04 Oktober 2020 13:05)

    Na dann prost, oder wie man in Japan sagt, kanpai!

  • #2

    Maria (Sonntag, 04 Oktober 2020 13:13)

    Mit diesen Tipps muss es doch irgendwie auch für uns möglich sein, den japanischen Sommer genießen zu können. Ich bin kein Freund von Eis, schon gar nicht von Wassereis. Dieses Fruchteis aber würde mich sehr reizen. Sieht schon wieder mal japanisch schön aus.