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Was essen wir in Japan eigentlich die ganze Zeit?


Einblicke in unseren kulinarischen Alltag in Tokyo


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Wir machen Candle Light Döner mit Bier aus der Dose

und ich denk' ich sitz im Ritz.

Ich mag die Nudeln mit Ketchup als Sauce,

wenn du mir gegenüber sitzt.

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(SDP: Candle Light Döner)


Was uns in Tokyo tagtäglich an japanischen Gerichten zur Auswahl steht, wisst ihr ja mittlerweile.

 

Aber was essen wir tatsächlich die ganze Woche über? Was kosten die Lebensmittel? Wie oft gehen wir auswärts essen und wie oft kochen wir?

 

Da wir seit März unsere sämtlichen Ausgaben in einer App festhalten, kann ich unsere Lebenshaltungskosten und unser Essverhalten nun ziemlich gut analysieren und teile meine Erkenntnisse gerne mit euch.

 

(Bevor es losgeht, sei noch erwähnt, dass der analysierte Zeitraum natürlich corona-bedingt sehr speziell war, da Uli und ich die meiste Zeit Zuhause verbracht haben und kaum Treffen mit anderen Menschen stattfinden konnten, was man normalerweise ja gerne mal mit einem guten Essen kombiniert.)


Frühstück

Das Thema Frühstück ist schnell abgehakt.

 

Unter der Woche isst Uli morgens am liebsten dieses mehr oder weniger lecker aussehende Teilchen hier: 

Offiziell nennt es sich "Mochi Schoko-Brot", ich nenne es Zucker-Teig-Klumpen.

 

Es kostet knapp 1 € und ist nur eines von unzähligen abgepackten süßen Backwaren aus Mehl bzw. Reis und Zucker, die aber so "frisch" sind, dass sie immer nur 2 oder 3 Tage lang haltbar sind. Gefüllt oder kombiniert mit etwas anderem Süßen, gibt es sie in allen Varianten in den Rund-um-die-Uhr geöffneten Konbinis (= Convenience Stores) zu kaufen. Für mich schmecken sie alle gleich, laut Uli gibt es große geschmackliche Unterschiede.

 

Was mich betrifft, verzichte ich – genauso wie in Deutschland – meistens auf ein Frühstück, selbstverständlich mit Ausnahme von Kaffee

 

Wenn ich doch mal etwas frühstücken möchte, entscheide ich mich entweder für ein Zuckergebäck, das der deutschen "Straube" ähnelt, oder für ein Onigiri (= Reisbällchen), am liebsten gefüllt mit saurer Pflaume, ebenfalls für ca. 1 € im Konbini erhältlich.

 

Theoretisch könnte man in Japan auch ganz normal Müsli, Cornflakes oder Brot mit Marmelade essen, aber das haben wir in München auch nie gemacht.

Am Wochenende darf es auch mal was Größeres sein und ersetzt dann gleich das Mittagessen. Wir haben eine wahnsinnig tolle französische Bäckerei bei uns in der Nähe, in der es ganz großartige Leckereien gibt: Pain au chocolat, Eclaire, Quiche, Baguettes, alles noch leicht warm ... Und nachdem ich nach langer Suche endlich Mehl finden konnte, gibt es am Wochenende mittlerweile auch mal Pancakes oder Kuchen.

Unser Frühstück ist also eher unspektakulär, aber das war es in Deutschland auch schon.

  

Zieht man das Frühstück ab, kommt man in einem Monat bei 2 Mahlzeiten am Tag auf ca. 60 Mahlzeiten. 

Wie gestalten wir diese 60 Mahlzeiten? 


Ramen-Liebe

Ja, wir lieben Ramen. Und Tsukemen, die Ramen-Variante, bei man die Nudeln separat serviert bekommt und in die Suppe dippt. Deshalb essen wir 1 oder 2x pro Woche Ramen, mal mittags, mal abends, mal auf Miso-, mal auf Soja-Basis. Aber immer mit Ei. 

 

Eigentlich haben wir ein Lieblings-Ramen-Restaurant, aber trotzdem gehen wir auch immer mal wieder in andere, weil es einfach so viele besondere Ramen-Restaurants gibt.

 

Eine Ramen kostet im Durchschnitt 7 oder 8 €. In Japan gibt es eine magische Preisschwelle bei 1.000 Yen, was ungefähr 8,30 € entspricht. Alles was drüber liegt, empfindet man z.B. bei einem Mittagsgericht als "teuer". Dementsprechend kosten viele Gerichte max. 980 Yen (8,10 €). 


Japanische Mittagsgerichte

Ca. 2 oder 3x die Woche gehen wir zum Mittagessen in ein "japanisches Mittags-Lokal". Dieses definiere ich als bodenständiges, bistro-ähnliches Restaurant, in welchem man sein Essen per Bestell-Automaten ordert, man oft nebeneinander an langen Bartischen sitzt, das Essen sehr schnell gebracht wird und es keinen großen Firlefanz gibt. Diese Lokale sind oft spezialisiert auf eine Art von Speise, z.B. Soba-Nudeln oder Donburi (Reisgerichte).

Für 6 oder 7 € bekommt man hier ein standardisiertes Lunch-Menu: mit Suppe, Salat und Ei oder auch mal einer kleinen Nachspeise – alles in Schälchen auf einem Tablet an den Tisch gebracht oder an der Ausgabe abgeholt. Wasser und Tee bekommt man wie überall kostenlos dazu.

  

Diese Restaurants sind so ausgelegt, dass man dort als Arbeiter*in sehr schnell ein ausgewogenes Essen erhält und zügig seinen Platz wieder für die nächste wartende Person in der Schlange freimacht.

 

Alles sehr effizient, aber auch sehr lecker. Typisch Japanisch eben.


Manchmal führt uns unser Mittagessen aber auch in eines der vielen Yakiniku-(= Grill)-Restaurants. Am längsten dauert hier die Auswahl zwischen den vielen Fleischsorten und Zusammenstellungen. Das rohe Fleisch ist nach der Bestellung direkt servier-bereit und so dünn geschnitten, dass man eh nur für ganz kurze Zeit auf den Tisch-Grill legt.

 

Hier kann man für ca. 10 € satt werden oder aber mehr Geld ausgeben, je nachdem für welches Fleisch man sich entscheidet. Denn in Tokyo kann man sich zum Mittagessen auch einfach mal ein paar Scheiben hochwertiges Wagyu-Rind grillen.

Auch klassische Fast-Food-Ketten wie McDonald`s oder Burger King gibt es hier natürlich, aber wir waren erst 1x dort. Das liegt wahrscheinlich daran, dass hier jedes Essen eine Art Fast-Food ist, weil es so schnell auf dem Tisch landet.


Konbini-Food und Fertiggerichte

Weitere 2 oder 3x pro Woche ernähren wir uns mittags von Konbini-Essen oder anderen Fertig- und Tiefkühlgerichten. Uli isst gerne Noodle-Cups, in die man nur kochendes Wasser schütten muss, – ich bevorzuge die Mikrowellen-Teigtaschen, die ihr schon von meinen Erfahrungen mit der Übersetzungsapp kennt.

Häufig entscheiden wir uns aber auch für ein "fertiges", aber frisch abgepacktes Soba-Gericht. Da Soba-Nudeln häufig kalt gegessen und mit wenigen anderen Zutaten kombiniert werden (z.B. Soße, Frühlingszwiebeln, frittierte Tofutaschen), bieten sie sich sehr gut zum Fertig-Kaufen an. Denn gerade, weil sie so pur gegessen werden, schmecken sie fertig gekauft nicht anders als im Restaurant oder wenn man sich die einzelnen Bestandteile im Supermarkt kauft. 

 

Der Nachteil: Beim Kauf dieser Gerichte wird so unendlich viel Plastikmüll erzeugt. 

 

Man darf es gar nicht laut aussprechen (bzw. niederschreiben), aber in jedem dieser Soba-Sets befindet sich ein extra Päckchen mit einfachem Wasser, das man über die Nudeln gießt, damit sie nicht zusammenkleben. Dass noch 5 andere Tütchen mit Gewürzen und Soßen dabei sind, muss ich wohl nicht extra erwähnen.


Aber stattdessen die einzelnen Zutaten für das gleiche Gericht im Supermarkt zu kaufen, wäre auch nicht viel besser. Denn auch dort ist alles extra in Plastik verpackt.

 

Innerhalb der Nudelpackung sind die Nudeln in extra Packungen portioniert, innerhalb der Tomatenmark-Packung befinden sich einzelne Tomatenmark-Tütchen – ja sogar innerhalb des Gewürztütchen befinden sich einzelne portionierte Gewürz-Päckchen.

 

Und dass das Gemüse und Obst im Supermarkt einzeln in Plastik eingewickelt ist, ist eh klar. 


Diese Art von "frischen Fertiggerichten" gehen mittags zu Hunderten über die Ladentheke und die Regale werden ständig wieder aufgefüllt. Die Auswahl zwischen Currys, Nudel- und Reisgerichten oder auch panierten Schweinekoteletts ist riesig und eine der günstigsten Möglichkeiten, um in Tokyo satt zu werden, außer natürlich man würde einfach eine Schale Reis oder Nudeln essen. Die Noodle-Cup kostet nur 2 €, für die "frischen Fertiggerichte" (die es übrigens auch in jedem Supermarkt gibt) zahlt man 3 bis 5 €. Natürlich kann man sich auch ganze Menüs aus einzelnen Fertigprodukten zusammenstellen, mit Suppe, Salat und Co. Aber dann könnte man auch direkt in Mittagslokal gehen.


Lieferdienste

Ca. 3 oder 4x im Monat lassen wir uns unser Abendessen liefern, per Uber Eats oder direkt über die Homepage von Domino`s Pizza.

Eigentlich kann man in Japan jede Art von Essen zu sich nach Hause bestellen, vom Frühstück über gefüllte Waffeln bis zum "normalen" japanischen Essen oder internationalen Klassikern.

 

Bei uns läuft es aber meistens auf Pizza oder Mexikanisch hinaus. Bei anderen Gerichten ist es in Tokyo so einfach, sie direkt auswärts im Restaurant zu essen. Wenn wir bestellen, dann sehnen wir uns nach klassischem Fast-Food.

 

Die Liefer-Gerichte in Japan sind tendenziell teurer, auch wenn das vielleicht an unserer Auswahl liegt. Denn ein 4€-Soba-Gericht müssten wir ja auch nicht bestellen, sondern könnten einfach schnell zum Konbini gehen.

  

Im Durchschnitt kostet uns ein bestelltes Gericht 15–20 € pro Person. (Mittlerweile zahlen wir nicht mehr 30 € für eine einzige Pizza bei Domino`s wie bei unserer ersten Bestellung, sondern haben herausgefunden, dass es eigentlich immer verfügbare Rabatt-Gutscheine für Domino`s gibt.)


Sushi als Brotzeit-Ersatz

In Momenten, in denen wir in Deutschland gesagt haben "lass uns heute einfach nur Brotzeit machen" oder "ich bring auf dem Heimweg noch was für ne Brotzeit mit", ersetzen wir in Japan das Wort "Brotzeit" durch "Sushi".

 

Auch wenn es hier überall Sushi-Restaurants gibt, essen wir es stattdessen mindestens 1x pro Woche zu Hause. Das liegt daran, dass es hier im Supermarkt eine riesige Auswahl an hochwertigem Sashimi und anderen Sushi-Arten gibt. Da kann man sich ganz entspannt einen wunderbaren Mix zusammenstellen. Natürlich hat der Besuch eines Sushi-Restaurants auch seinen Charme, aber so eine genüssliche Sushi-Brotzeit zu Hause hat schon was.

 

Mit ca. 25 € pro Person zwar deutlich teuer als die einfache Brotzeit in Deutschland, aber hey, es ist ja auch Sushi!


Internationale Klassiker & Lieblingsgerichte

Als wir unseren Freund Manu letztes Jahr in Sao Paulo besucht hatten und ich dort die beste Pizza meines Lebens gegessen und eine der besten Bars in meinem Leben besucht hatte, hab ich mich immer gefragt, warum das dort, aber nicht in München möglich ist. Klar, spielt da auch ein bisschen Urlaubsflair mit rein, aber dennoch bin in von Restaurant-Besuchen in Deutschland zu oft enttäuscht worden.

 

Selbst wenn man sich alle halbe Jahr ein Essen in seinem liebsten Steak-Restaurant gönnt, schaffen sie es, mal die Garstufe zu verbocken und mal die Getränke erst nach dem Servieren der Vorspeise zu bringen. Die coolsten Orte in München sind immer überlaufen und auf die Rechnung muss man eh immer ewig warten.

 

Und jetzt sind wir also hier, in der größten Stadt der Welt, und alles ist ein wahr gewordener Traum: Es gibt hier jede Art an Speise in der besten Qualität, die man sich vorstellen kann. Ich weiß nicht, ob es an der Art der Zubereitung liegt, an der Ausbildung und dem Anspruch der Köche oder an was auch immer, aber man kann hier in noch so ne kleine Wirtschaft gehen, das Essen ist immer hervorragend, das Fleisch immer saftig, der Service immer perfekt. Außer beim Besuch zweier deutscher Restaurants (so traurig es ist, es ist leider tatsächlich wahr), dauerte es nie länger als 20 Minuten, bis das Essen auf dem Tisch stand. Gleichzeitig ist alles entspannt, sodass Anzugträger und Leute in kurzer Hose nebeneinandersitzen und sich keiner von beiden unwohl fühlt. 

 

Sorry, ich bin abgeschweift. Eigentlich wollte ich auf was anderes hinaus:

Nicht nur japanische Restaurants gibt es hier zu Genüge, sondern auch jegliches internationale Essen und das auf einem sehr hohen Niveau

Ca. 1x die Woche landet bei uns deshalb irgendein internationales Gericht auf unserem Teller, ob Fish and Chips oder Döner zum Mittagessen oder Burger, spanische Tapas, deutsche Würste, indisches Curry oder vietnamesische Pho zum Abendessen.


Unser Lieblings-Restaurant in Tokyo ist ein italienisches Restaurant, nur ein paar Gehminuten von unserer Wohnung entfernt, und die Pizzen dort haben die beste Pizza meines Lebens aus Sao Paulo überholt.

 

Da die Köche dieses Restaurants Japaner sind, die eine Weile in Italien gelebt und dort die italienische Küche erforscht haben, scheint hier vielleicht das Geheimnis der japanischen Küche zu liegen: Viele Jahre das Handwerk erlernen und perfektionieren, aber dann anfangen zu experimentieren und die Geschmäcker weiterzuentwickeln. Und natürlich ausschließlich mit hochwertigen Zutaten zu arbeiten.

 

Preislich sind diese Restaurants mit internationalen Speisen ein wenig teurer als die klassischen japanischen Restaurants, da die Zutaten oft importiert werden müssen. Aber auch, wenn man hier dann schon mal 25 oder 30 € pro Person zahlt, ist das verglichen mit einem Abend in München eher günstig. 


Japanisches Dinner

Ja, Tokyo ist mit 300 Restaurants die Stadt, mit den weltweit meisten Sterne-Restaurants.

 

Aber so richtig teuer oder schön zum Abendessen ausgehen, wie wir das in Deutschland manchmal zelebriert haben, machen wir hier eigentlich selten.  

 

Das liegt daran,

  • dass wir hier für die normalen, einfachen Gerichte schon immer auswärts essen,
  • dass wir wegen Corona kaum mit anderen Leuten essen gehen konnten, 
  • dass wir uns in die exquisiten Restaurants noch nicht reinwagen. Die Eingänge haben in der Regel Vorhänge vor der Eingangstüre und den Fenstern, wodurch man nicht sieht, welche Kleidung die Gäste tragen, wie groß das Restaurant ist und wie viele Platze belegt sind. Diese Art von Restaurants haben wir uns dann eher für unser 2. Jahr in Tokyo vorgenommen.
  • dass es hier so viel gute Auswahl an entspannten, normal-preisigen Restaurants mit hoher Essensqualität gibt.

Ca. 1x pro Woche gehen wir abends in ein japanisches Restaurant, z.B. zum Yakitori- oder Gyouza-Essen. Diese Abendessen unterscheiden sich von unseren anderen Restaurant-Besuchen in der Hinsicht, dass man das Essen nach und nach bestellt und jede Menge Alkohol dazu trinkt.

 

So ein Restaurant-Besuch dauert dann deutlich länger als so ein schnelles Mittagessen, ist dadurch aber mit 20 oder 25 € pro Person auch teuer. 

Diese Art von Restaurants sind dann auch die, in denen man sich mit Freunden oder Kollegen trifft, – als Alternative zum Izakaya (der japanischen Kneipe), die in den letzten Monaten wegen Corona weitestgehend geschlossen waren.

 

Wenn wir uns bewusst etwas gönnen wollen, wählen wir auch mal bewusst ein Restaurant mit besonderer Aussicht oder speziellen Gerichten aus. 

Bevor wir analysieren, warum wir in Tokyo insgesamt so viel öfter Essen gehen als in Deutschland, folgt noch ein kleiner Abstecher zum Thema Fleischkonsum.


Fleischkonsum im Japan

Als Vegetarier in Japan zu leben, stelle ich mir sehr schwierig vor (vor allem, wenn man nicht fließend Japanisch lesen kann.)

 

Es gibt sicherlich viele vegetarische Gerichte oder Restaurants, in denen man ohne Fleisch satt und glücklich wird, aber die Schwierigkeit ist, dass bei den klassischen japanischen Speisen Fleisch oder Fisch zu den Hauptbestandteilen einer vollständigen Speise gehören.

 

Am deutlichsten wird es an 2 Beispielen: 

  1. Als ich mir ein Onigiri mit der Bezeichnung "gebratener Reis" gekauft habe, waren in der Mitte Fleischstückchen zu finden.
  2. Wenn ich bei unserem Lieblings-Inder ein vegetarisches Curry bestelle, legt er mir kostenlos zwei Stücke Hähnchen dazu. 

Das zeigt, dass es für Japaner einfach sehr selbstverständlich ist, dass man Fleisch oder Fisch isst. Durch meine Krustentier-Allergie merke ich außerdem, wie oft Meeresfrüchte-Sud in Suppen oder auch in Gewürz-Pasten verwendet wird, ohne dass es groß erwähnt wird.

 

Aber auch wenn wir hier häufiger Fleisch essen als in Deutschland, essen wir – gefühlt – nicht unbedingt mehr davon, da es oft nur ein Teil des Gerichtes ist, aber nicht der Hauptbestandteil. Die japanischen Gerichte die grundsätzlich sehr ausgewogen. Statt "Fleisch mit Beilage" isst man hier "Reis/Nudeln/Suppe mit Fleisch und Gemüse". Wobei der Fleischanteil in Grill-Restaurants oder Yakitoris wiederum überwiegt.

 

Was wir in Japan dafür eigentlich gar nicht essen, ist verarbeitetes Fleisch wie Wurstwaren, Leberkässemmeln oder Hackfleisch. Man könnte deshalb annehmen, wir würden hier hochwertigeres Fleisch als in Deutschland essen, aber ehrlich gesagt, weiß ich dazu zu wenig über die Fleischverarbeitung und -Herkunft der Fertiggerichte in Japan ... 


Kochen

Wer mitgezählt hat (haha), weiß: Von den 60 Mahlzeiten im Monat bleiben noch 15 Mahlzeiten übrig.

 

Diese 15 Mahlzeiten werden von uns gekocht – eigentlich der Bereich, der in Deutschland den Großteil meiner Ernährung ausgemacht hat.

 

Warum kochen wir hier so wenig?

Neben dem Zurechtfinden in den japanischen Supermärkten, sind die Lebensmittel hier ziemlich teuer, zumindest für uns. Warum "zumindest für uns"? Das liegt daran, dass wir uns im Supermarkt natürlich nicht die lokalen günstigen Standard-Lebensmittel kaufen, wie Reis, Dashi-Brühen & Co., weil wir das ja ständig überall essen!

 

Wir konzentrieren uns beim Einkaufen also eher auf Gerichte, die wir gerne kochen, die wir hier seltener im Restaurant bekommen und die uns trotzdem sehr glücklich machen. Und das sind für uns Gerichte, die auf guten Zutaten beruhen, z.B. Caprese, Salate, Pasta, ... Und damit das so richtig gut schmeckt, braucht es sehr gute (oft italienische) Einzelzutaten, wie Büffelmozzarella, Parmesan, Parmaschinken, Zitronen, Olivenöl, Koriander oder Linguine. Wenn wir uns nur mit mittelmäßigen Zutaten zufriedengeben würden, könnten wir auch verzichten und uns stattdessen ein gutes japanisches Essen gönnen.

 

Aber genau diese Zutaten kosten einfach sehr viel Geld, weil es eben importierte, hochwertige Waren sind. Und das ist ja grundsätzlich in Ordnung, so soll es auch sein. Aber für ein 5 Zutaten-Gericht (als großer Fan der 5-Zutaten-Küche von Jamie Oliver ist sein Kochbuch immer noch meine erste Anlaufstelle für Rezepte) zahlt man dann eben 5x 15 €. Denn bei Lebensmitteln im Supermarkt wird die 1.000 Yen-Schwelle häufig überschritten. Ein Stück Parmesan, eine Mango, eine kleine Packung italienischer Schicken kosten dann halt einfach mal jeweils 15 &euro.Dadurch überlegt man sich dann schon 2x, ob man für ein Abendessen bestehend auf 5 Zutaten pro Person 40 Euro zahlen möchte oder stattdessen lieber Sushi in den Einkaufswagen legt.

 

Dazu muss man aber sagen, dass die Qualität der Lebensmittel (mal wieder) hervorragend ist. Wenn man hier eine Avocado oder Mango kauft, ist sie immer perfekt. Nicht zu hart, nicht zu weich, keine Druckstellen, gar nichts! Für diesen Luxus zahlt man eben den hohen Preis.

  

Genauso wie es einem in Deutschland manchmal wert ist, in ein teures Restaurant zu gehen, gönnen wir uns hier dann auch mal selbst gekochte Linguine alla Puttanesca mit frischem Parmesan, italienischem Rotwein und selbstgemachtem Tiramisu als Nachspeise, auch wenn das dann 60 € aufwärts kostet.


Aber natürlich kaufen wir auch mal lokale, günstigere Lebensmittel und kochen asiatische Gerichte, wie Udon-Miso-Suppen oder Erdnuss-Tofu-Curry.

Schaut man sich die Kosten für den Einkauf für eine Udon-Suppe mit Tofu, Pilzen und Paprika an, kommt man aber auch direkt auf Kosten von 7,50 € pro Person (zumindest, wenn man die Miso-Paste schon zu Hause hat):

  • 2 Portionen Udonnudeln: 1,50 €
  • Pilze: 2 €
  • Frühlingszwiebeln: 0,80 €
  • Paprika: 2,50 €
  • 2 Zitronen: 4,10 €
  • Tofu: 2,70 €
  • (+ jeweils Mehrwertsteuer) 

Da überlegt man sich dann schon 2x, ob man lieber selber kocht oder essen geht.

 

Durch das wenige Kochen produziert man leider auch keine Reste oder extra Mahlzeiten. In Deutschland bestand mein Mittagessen häufig aus den Resten vom Abendessen. Wenn ich aber in Japan direkt 3 Portionen kochen möchte, müsste ich auch fast 1/3 mehr zahlen, weil hier einfach alles in einzelnen Portionen verkauft wird. Dadurch lohnt es sich kaum, größere Portionen zu kochen. 


Fazit

  1. Im Vergleich zu Deutschland gehen wir in Japan sehr viel häufiger auswärts essen.
  2. Die Auswahl und Qualität des Essens ist höher als in Deutschland. Insgesamt hat Essen in Japan einfach einen höheren Stellenwert als in Deutschland, es gehört hier zu den größten Freuden im Leben. 
  3. Der Konbini gegenüber unserer Wohnung ist super praktisch.
  4. Auch wenn das einzelne Essen-Gehen in Tokyo günstiger ist als in München, sorgt das fehlende günstige Kochen und die Häufigkeit des Essengehens dafür, dass unsere Kosten für Essen deutlich höher sind als in Deutschland.
  5. Aber: Das Essen-Gehen in Japan zählt natürlich auch ein bisschen zum Kultur-Programm und ist während Corona eines der wenigen Vergnügen, die einem bleiben. (Und wir mussten die Zeit der gemeinsamen Mittagessen genießen, denn normalerweise isst Uli mittags mit Kollegen).
  6. Das Kochen italienischer Gerichte in Japan hat den Charakter des Abends-Essen-Gehens in München: teuer & besonders.
  7. Wir essen hier häufiger Fleisch, aber gefühlt pro Mahlzeit weniger und hochwertiger.
  8. Wie gesund das Essen so ist, kann ich noch nicht einschätzen. Einzelne Bestandteile wie Soba-Nudeln, Algen und saure Pflaumen sind sicherlich sehr gesund, aber gleichzeitig essen wir hier auch viel Frittiertes, weniger Obst sowie mehr Fertigprodukte und süßes Gebäck. 
  9. Es gibt immer noch so viel zu entdecken. In einem Umkreis vom 1 km rund um unsere Wohnung gibt es einfach mal 500! Restaurants. Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen.
  10. Nach unseren mittlerweile über 5 Monaten in Tokyo haben Uli und ich heute festgestellt, dass es eigentlich kein Essen gibt, das wir vermissen, da uns hier alles zur Verfügung steht. Würden wir für einen Tag nach Deutschland fliegen, würde Uli wohl eine Schweinshaxe essen und ich eine klassische Brotzeit – oder natürlich die besten Spaghetti Bolognese von meiner Mama.

Im Gegensatz zu meinem Geldbeutel konnte ich an unserem Gewicht übrigens noch keine Unterschiede zu Deutschland feststellen. 😉


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Kommentare: 3
  • #1

    Marielouise (Donnerstag, 02 Juli 2020 20:10)

    Liebe Melanie, voll interessant! Ich habe eine japanische Freundin, die in Deutschland geboren ist und auch sehr gerne gute Sachen isst und kocht. Jetzt weiß ich woher das kommt. �Schade, dass die Deutschen so wenig Wert auf gutes Essen legen und alles immer billig sein muss. Mir fällt das auch immer in Italien auf, da kann man sogar an jeder popeligen Autobahnraststätte ein besseres Panino essen als bei uns beim besten Bäcker, vom Kaffee ganz zu schweigen. Sehr, sehr schade, dass wir uns das hier alles mit Billiglebensmitteln kaputt gemacht haben. LG Marie �

  • #2

    Anne (Mittwoch, 03 Mai 2023 09:18)

    Liebe Malanie,
    mit viel Freude habe ich deinen Beitrag gelesen und viele Anregungen mitgenommen.
    Der Beitrag liegt zwar schon eine Weile zurück und ihr müsstet schon wieder in Deutschland sein (oder schon wieder zurück in Japan ;o)), aber das Thema essen ist ja immer aktuell.
    Im Herbst diesen Jahres werde ich mit meinem Mann einen langen Urlaub in Japan machen, auf den freuen wir uns schon sehr.
    Da auch Miyazaki auf unserer Reiseplanungen steht, wollen wir auch unbedingt Miyazaki Rind probieren.
    Was ich noch für eine Frage habe. In Osaka treffen wir uns mit einer japanischen Freundin und wollen für sie als Überraschung Bolognese kochen (für 4-5 Personen). Wenn ich das mit Preisen so lese, wäre es wohl schon günstiger alle haltbaren Zutaten mitzubringen (Pasta, Tomatenmark, Parmesan). Wie sieht es mit den Kosten für Zwiebeln und Knoblauch aus? Wir hätten schon Platz im Koffer dafür.
    Ich hoffe, diese Frage erreicht dich noch.

  • #3

    Melli (Mittwoch, 03 Mai 2023 09:37)

    Liebe Anne,
    vielen Dank für deine lieben Kommentare! Auch wenn wir schon weit einiger Zeit wieder in Deutschland leben, werde ich immer wieder gerne an die Zeit in Japan erinnert.
    Ich wünsch dir einen ganz tollen Urlaub!
    Zu deiner Frage: Lebensmittel wie Parmesan selber mitzubringen, hilft dem Geldbeutel wirklich, aber Gemüse wie Knoblauch und Zwiebeln sind auch in Japan bezahlbar, die müsst ihr nicht mitbringen �