Dinge, die ich zurück in Deutschland vermissen werde
🎶
Darf ich das behalten?
Ich habs gefunden.
Zerknittert und scheu
saß es zwischen zwei Stunden.
Bevor alles neu war
und zwischen zwei Blicken,
zwei Schritten im Sand
fand ich's in meiner Hand.
🎶
(Wir sind Helden: Darf ich das behalten)
Nein, keine Sorge: Ich denke noch nicht darüber nach, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Aber es gibt hier einfach so viele Sachen, bei denen ich mit denke: "Ah, schlau! Warum gibt es das nicht in Deutschland?" Oder: "Genial! Darauf möchte ich nie mehr verzichten." Oder einfach nur: "Witzig, das macht mich glücklich."
All diese Dinge halte ich hier in einer Liste fest.
(Natürlich gibt es hier auch Dinge, die ich komisch oder weniger schön finde – für diese gibt es eine eigene Liste.)
- Lichtschalter mit Kennzeichnung
Die Lichtschalter hier haben kleine LEDs in Rot und Grün, die anzeigen, ob die Lampen an oder aus sind. So kann man abends oder beim Verlassen des Raums ganz schnell alle roten betätigen, damit die Lichter aus sind.
Vor allem im Hotelzimmer weiß man oft ja gar nicht, welcher Schalter zu welcher Lampe gehört, wodurch die Kennzeichnung besonders hilfreich ist.
Und hier haben die japanischen Hotels noch einen ganz genialen Trick: Die Lichtschalter sind beschriftet (z.B. mit "Bed right"), halleluja! Wie oft hat man schon in Hotelzimmern versucht ein Licht auszumachen und stattdessen drei angemacht?
- Magnetschilder im Hotelzimmer
Statt der bekannten Hotelzimmer-Schilder für die Türklinke ("Nicht Stören."/"Bitte sauber machen."), die überall auf der Welt dauernd runterfallen, sobald man die Türklinke benutzt, gibt es in Tokyo Magnet-Schilder, die direkt auf der Zimmertür platziert werden.
Zusätzlich gibt es ein Magnet-Schild für die Innenseite der Tür zur Kennzeichnung, dass man an diesem Tag keine Komplettreinigung des Zimmers benötigt.
Neben den klassischen Schildern gibt es auch ein Schild, um z.B. nach einem Erdbeben kenntlich zu machen, dass es einem gut geht und man keine Hilfe benötigt.
- Aufbewahrung im Restaurant
In vielen Restaurants oder Bars in Tokyo stehen Körbe bzw. Kisten unter, neben oder hinter dem Tisch, in die man seine Jacken, Taschen & Co. legen kann – sehr praktisch, wenn das Restaurant voll und kein Platz mehr an der Garderobe frei ist. So liegen keine Schals mehr auf dem Boden, weil sie aus der Jacke an der Stuhllehne fallen oder Rucksäcke im Bar-Siff. Und seine Wertsachen hat man automatisch bei sich, auch wenn sie in der Jackentasche sind.
Ab und zu sitzt man hier auch auf Bänken, die man aufklappen und dort seine Sachen parken kann. I like!
- Aufzugknöpfe
Kann man in Deutschland, wenn man im Aufzug auf ein Stockwerk gedrückt hat, das wieder rückgängig machen? Mir wäre das neu, aber vielleicht hat es auch noch nie jemand ausprobiert?
In Japan jedenfalls ist das möglich: Wenn das Stockwerk-Lämpchen im Aufzug leuchtet, kann man einfach nochmal auf den Knopf drücken, dann blinkt er und wenn man bestätigt, geht das Licht aus und der Aufzug hält in dem Stockwerk nicht. Eigentlich ganz praktisch, weil es in den vielen Hochhäusern hier schon mal vorkommt, dass man das falsche Stockwerk auswählt, bevor man sich das ganze "Inhaltsverzeichnis" im Auzug durchgelesen hat.
Und vor allem hilft es bei den Fällen, wo jemand aus Versehen mit dem Rücken oder dem Koffer an die Knöpfe kommt und erstmal 10 Knöpfe auf einmal drückt. 😇
- Das Ei
Wenn es nicht eh schon Teil des Gerichtes ist, kann man es immer extra dazu bestellen: das Ei (jap. 卵: tamago). Ob hart gekocht, wachsweich, roh, Spiegelei, Rührei, verlorenes Ei: Es gibt alle Varianten! I love it!
- Kein Trinkgeld
Eines der besten Sachen überhaupt: In Japan gilt Trinkgeld als Beleidigung, schließlich sei es selbstverständlich, den bestmöglichen Service zu bieten.
Das erleichtert es dem Gast: Kein Rechnen (in fremder Währung) mit Prozenten, kein schlechtes Gewissen, weil man weniger gibt als der Kollege oder die Kollegin, kein Zwang, Trinkgeld zu geben, falls das Essen oder der Service nicht gut waren (was in Japan aber wahrscheinlich nie vorkommt 😊) ...
Vor allem bei Mittagsgerichten haben in München das Trinkgeld und die zusätzlichen Getränke oft den Unterschied zwischen günstig und teuer für "mittags auswärts essen" gemacht. In Japan fällt beides weg, denn:
- Kostenlose Getränke
Nichts Besonderes oder Neues (gibt es auch in vielen anderen Ländern), aber trotzdem gut: In den Restaurants in Japan steht kostenlos Wasser und Tee zur Verfügung.
- Bezahlung im Restaurant
Und wenn wir schon beim Thema Restaurant sind: In den meisten Restaurants in Japan wird die Rechnung direkt auf den Tisch des Gastes gelegt. Und wenn man etwas nachbestellt, wird es einfach ergänzt. Sobald der Gast fertig ist, kann er damit direkt an der Kasse neben dem Ausgang bezahlen. So fällt die doppelte Warterei auf die Bedienung zum Rechnung-Bestellen sowie zum Bezahlen weg (meist entfernt sich die Bedienung ja in Deutschland sogar nochmal, wenn sie die Rechnung gebracht hat).
Bei den Massen an Japanern, die z.B. in Tokyo mittags essen gehen, musste hier wohl eine effizientere Lösung her. So werden viel schneller wieder Tische für neue Gäste frei.
In vielen Restaurants gibt es sogar Bestell-Automaten, an denen man das Gericht auswählt und direkt bezahlt. Mit seinem Ticket geht man dann an einen Tisch und gibt ihn der Bedienung. Oder zum Bestellen oder Nachbestellen stehen am Tisch Tablets bereit:
- Beheizter Badezimmerspiegel
Unser Badezimmerspiegel im Hotel hatte die coole Funktion, in der Mitte (dort, wo man sein Gesicht sieht) beheizt zu sein, wodurch er nicht anlaufen konnte – auch nicht, wenn man nach einer heißen Dusche das Badezimmer in eine Dampfsauna verwandelt hat. So konnte der wichtigste Teil des Spiegels von einem selbst (oder dem Partner) immer noch ohne Probleme zum Rasieren oder Schminken benutzt werden.
In unserer Wohnung in Tokyo gibt es die Funktion leider nicht, hier ist es aber auch nicht so schlimm, da die Dusche und der "Powder Room" durch eine Tür voneinander abgetrennt sind.
- 17 Uhr Musik
Jeden Tag um 17 Uhr erklingt hier in Tokyo in der ganzen Stadt für 30 Sekunden Musik ("5pm Chime"), in Form einer Instrumental-Version eines altes Kinderliedes. Zum einen dient das Spielen der Musik zur Kontrolle der öffentlichen Lautsprecher, die z.B. für Erdbeben- oder Tsunami-Warnungen benötigt werden (und dementsprechend signalisiert die Musik um 17 Uhr auch, dass an diesem Tag nichts passiert ist), zum anderen soll das Lied die Kinder daran erinnern, nach Hause zu gehen, weil es jetzt langsam dunkel wird.
Ich weiß noch, wie wir an unserem ersten Tag im Hotelzimmer jetlag-bedingt um 17 Uhr geschlafen haben und die Musik zum ersten Mal ertönte. Ganz verwirrt suchten wir nach dem Telefon oder Wecker, um der spooky Musik auf den Grund zu gehen.
Mittlerweile muss ich immer lächeln, wenn die Musik erklingt. Da unsere Wohnung direkt neben einem Park liegt, hören wir sie hier besonders gut und läutet so immer ganz friedlich meinen Feierabend ein. 😇
- Anzeige der Ampeldauer
Man kennt es aus vielen anderen Ländern (aber warum nicht aus Deutschland bzw. München?): An den Ampeln wird die Dauer der Rot- oder Grünphase angezeigt. In anderen Ländern werden die Sekunden runtergezählt, in Japan gibt es Balken, die immer kleiner werden und dadurch anzeigen, wie lange die Phase noch dauert.
- Das Super-Klo
An dieser Stelle sei euch versichert: Wer einmal eine beheizte Klobrille hatte, möchte nicht mehr darauf verzichten.
Neben verschiedenen weiteren speziellen Knöpfen, hat das Klo ein integriertes Waschbecken, das an die Spülung gekoppelt ist und dadurch Wasser und den Weg ins Badezimmer spart.
- Schlüsselverzicht
Bei unserer Wohnungsabgabe in München mussten wir ca. 10 Schlüssel abgeben, hier im Tokyo haben wir gerademal 2 Schlüssel erhalten. Alles andere läuft über Codes & Co. Zum Beispiel hat unser Briefkasten ein individuelles Zahlenschloss.
- Standardvorrichtungen
Was ist das letzte, was nach einem Umzug erledigt wird? ... Richtig! Das Aufhängen der Lampen. Ich kenne Leute, die haben auch drei Jahre nach ihrem Umzug die Lampen immer noch im Karton liegen.
Das ist auch keineswegs verwunderlich, denn das Aufhängen von Lampen nervt. Man muss bohren (mit der Angst, eine Leitung zu erwischen, gell @Nathalie? 😂), oft muss man das Kabel selber kürzen, man muss die richtigen Drähte verbinden und und und. Und beim Kauf der Lampen muss man auch schon darauf achten, ob diese zur Anbringung in der Wohnung passen, z.B. ob sie einen Haken benötigen oder wie viel Platz im Verdeck für die Kabel vorhanden ist.
In Japan ist das viel einfacher: Es gibt einheitliche Lampen-Vorrichtungen an der Decke und an der Lampe. Man muss die Lampe nur rein"klicken", fertig!
- Öffentliches WLAN
Da das mit dem Abschließen eines Handyvertrags nicht so einfach ist, bin ich auf kostenloses WLAN angewiesen. Ich kann mich aber nicht beklagen, denn das gibt es hier überall: Jeder Supermarkt, jedes Hochhaus, jeder noch so kleine Laden bietet kostenloses WLAN ohne Passwort an. Dadurch kann ich mich sogar per Google Maps durch die Stadt navigieren, ohne Internet auf dem Smartphone zu haben.
(Wobei ich ergänzen muss: Zu dem Zeitpunkt, an dem ich das WLAN dringend benötigt hätte, nämlich beim stundenlangen Warten bei der Einwanderungsbehörde, gab es keines ...)
- Tragehilfen
In den Kaufhäusern und Möbelläden gibt es kleine Hilfen, die das Tragen der Einkäufe erleichtern. Z.B. können die Tragegriffe der Einkaufstüten individuell hinzugefügt werden, je nach Form und Art der Einkäufe, also z.B. für das lange Geschenkpapier auf die Längsseite der Tüte. Zudem werden kleine Verstärker an den Tragegriffen ergänzt, wodurch das Nach-Hause-Tragen der Einkäufe deutlich angenehmer ist. Dazu kann ich nur sagen: "Benri desu!" (= "Praktisch!/Bequem!")
- Stille in U-Bahn & Co.
In Japan gilt es als unhöflich, wenn man in öffentlichen Verkehrsmitteln telefoniert, zu laut spricht oder zu laut Musik hört. Und deshalb macht es auch keiner! 😱 Ich kann euch sagen, das ist so angenehm! (Richtig leise ist es trotzdem nicht, weil viele Durchsagen inkl. Musik kommen, aber die lernt man auszublenden 😁.)
- Innenleben der Schränke
Die Schränke in unserer japanischen Wohnung haben fast alle einen (unterschiedlich großen) Spalt zwischen Tür und Schrankbrettern, sodass man diesen Platz perfekt nutzen kann, um sperrige Sachen unterzubringen, die höher sind als das Schrankfach, z.B. Bügelbrett, Geschenkpapier-Rollen, Staubsauger, .. oder wo habt ihr die untergebracht? Dadurch, dass der Platz in japanischen Wohnungen sehr begrenzt ist, wird dieser möglichst effektiv genutzt.
- Mindesthaltbarkeitsdatum
Jeder kennt es: Man kauft in Deutschland etwas im Supermarkt, das man in mehrere Portionen unterteilen kann. Und natürlich isst man als Erstes unbedacht die Portion, auf dem das Mindesthaltbarkeitsdatum stand. Dieses wird nämlich in der Regel nur einmal auf das Produkt gedruckt. Und bei den restlichen Portionen findet man diese Info nicht mehr ... Die Japaner haben hier einen genialen Trick: Sie drucken das Datum auf jede Portion!! (Aber Achtung, in Japan wird das Datum in anderern Reihenfolge notiert: zuerst das Jahr, dann der Monat, dann der Tag.)
- Die Normalität des Essensgehens
Gefühlt, ist es in Japan normaler, essen zu gehen als zu Hause zu kochen (von Familien abgesehen). Essen gehen ist hier sehr einfach: Bestellt wird am Automaten, das Essen kommt sehr schnell, ist oft günstig und gezahlt wird am Ausgang. Und da es hier so normal ist, auswärts zu essen, gehen einzelne Personen ganz selbstverständlich alleine essen gehen.
Zum Beispiel gibt hier viele Yakiniku-Restaurants, in denen man einen kleinen Grill auf dem Tisch findet und sich seine kleine oder große Portion Fleisch brät (u.a. auch das hochwertige Wagyu-Rind). Oder großen (Zeit-)Aufwand. Und auch hier ist es völlig normal, dass eine Person ganz alleine am Tisch sitzt und sich ihr Mittagessen auf dem Grill zubereitet und nach 20 Minuten wieder geht.
Würde in München ein Restaurant eröffnen, in dem jeder Tisch einen kleinen Grill integriert hat, auf dem man selbst seine Wagyu-Fleisch-Scheiben brät, wäre es wahrscheinlich für einen Monat im Voraus durchgehend reserviert. Hier findet man solche Restaurants an jeder Ecke.
- Rechnungen bezahlen im Supermarkt
Unsere monatlich eintreffenden Rechnungen für Gas, Wasser und Strom begleichen wir übrigens im Supermarkt! Genauer gesagt im Convenience Store gegenüber unserer Wohnung, der rund um die Uhr geöffnet hat. Wir gehen einfach mit den Rechnungen, die uns per Post zugeschickt werden, zum Kassenschalter, dort werden die Rechnungen gescannt und wir bezahlen sie in Bar oder mit Karte, als würden wir Lebensmittel einkaufen.
- Alkoholgehalt der Getränke
In Japan trinkt man neben Bier und Sake häufig Drinks, die aus Schnaps und Mischgetränk bestehen, z.B. sogenannte "Highballs" (Whisky mit Soda, Lemon & Co.) oder "Sours" (Reisschnaps mit Soda, Lemon & Co.). Im Supermarkt gibt es diese "Alko-Pops" in Dosen zu kaufen. Bei der Auswahl finde ich interessant, dass es die Getränke oft mit verschiedenem Alkoholgehalt gibt. Von 3% bis 9% gibt es jede Alkoholstufe. Man kann also ganz bewusst auswählen, ob man nur 4% als gemütlichen Feierabenddrink haben möchte oder 8% zum Vorglühen.
- Saubere Stadt & sauberer Müll
Der hohe Plastik-Verbrauch in Japan ist eigentlich etwas, das in meiner Stört-mich-Liste auftaucht. Aber was man Japan zugutehalten muss, sind 2 Tatsachen:
- In Japan gibt es keine öffentlichen Mülleimer! Ja, das stimmt wirklich und ist mehr als ungewohnt. Man nimmt hier seinen Müll mit nach Hause, um ihn dort wegzuschmeißen. (Da man während des Gehens oder im Freien normalerweise nicht isst, ist das auch kein großes Problem.) Keine öffentlichen Mülleimer zu haben, bedeutet aber nicht, dass irgendwo Müll rumliegen würde, sondern das Gegenteil: In Tokyo sieht man keinen Müll.
- Bevor man den Müll (z.B. Plastik, Dosen, Gläser, ...) zu Hause wegwirft, reinigt man ihn gründlich. Aus diesem Grund nimmt man selbst bei den großen Müllbergen in unserem Haus nie Gestank wahr (oder liegt es an der Gesichtsmaske?) 😁